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Im Sinne von “Ich fühle das, was du nicht hörst…”

11. September 2019

Unsere Sinne sind unsere Tore zur Welt. Über sie treten wir in Kontakt mit unserer Umgebung.

Drei Missstände der allgemeinen Wahrnehmung beeinflussen diesen Kontakt. Wahrnehmung ohne Achtsamkeit erweist sich bei vielen als einseitig, indifferent und auf Grund des Unbewussten manipulierbar.

Schätzungen besagen, dass der sehende Mensch zirka 80 Prozent seiner Informationen über die Augen sammelt. Bei sehenden Menschen hat der Sehsinn die Herrschaft über die Sammlung von Eindrücken. Die schwächeren Sinne setzen sich kaum durch. Ehe sie den Apfel riechen oder schmecken haben sie schon seine optischen Merkmale registriert – seine Form, seine Farbe. Der berühmte erste Eindruck ist fast immer visuell.

Selten nehmen wir Informationen mit nur einem Sinn auf, doch viele Menschen unterscheiden nicht bewusst zwischen den verschiedenen Sinnesebenen. Die vielen Eindrücke kommen bei uns als Sinnes-Eintopf an. Gespannt fragt unser Unterbewusstsein, welchen Eindruck wir wohl als nächstes auf unserem Sinneslöffel vorfinden und kosten werden?

Die Sinne – und somit die verschiedenen Eindrücke – greifen im optimalen Fall ineinander. Ein verbranntes Steak sieht auch so aus, es riecht entsprechend und fühlt sich verkohlt an. Beim Essen knistert und kracht es und das Steak schmeckt verbrannt.

Die meisten Eindrücke nehmen wir Menschen unbewusst wahr. Davon lebt die gesamte Werbebranche und versteckt entsprechende Reize in ihren Botschaften. Auf Grund unserer unbewussten sinnlichen Manipulierbarkeit, ist es wichtig, uns unserer einzelnen Wahrnehmungen bewusst zu machen und diese gezielt zu differenzieren.

Doch wie steht es um den sinnlichen Kontakt mit unserer Umwelt, wenn die Sinne eingeschränkt oder nicht nutzbar sind? Blinde und sehbehinderte Menschen haben keinen oder nur wenig optischen Zugang zu den Informationen, die sehende Menschen über ihre Augen aufnehmen. Doch nicht alles, was sichtbar ist, bleibt blinden Menschen verborgen. Sie erfassen diese Informationen auf eine andere Weise.

Die Pfade, die man oft läuft, werden jedes Mal breiter, fester oder gar „ausgebauter“. Das gilt auch für die Pfade der Sinne. Oft hören wir, dass die Natur fehlende Sinne „kompensiert“ und andere besonders gut entwickelt.

Die Schärfung dieser anderen Sinne und Fähigkeiten ist allerdings keine Laune der Natur, sondern durch das konsequente Üben mit dem jeweiligen Sinn bzw. der jeweiligen Fähigkeit zu erklären.

Ich kompensiere den fehlenden Sehsinn stark durch meine überdurchschnittlichen akustischen Fähigkeiten. Meinen Hörsinn beanspruche ich ständig und intensiv. Ich lasse mir meine E-Mails maschinell vorlesen, und das mit fünffacher Geschwindigkeit der üblichen Sprechgeschwindigkeit. Wir können unsere Sinne und somit unsere Wahrnehmung schulen.

Schalten wir bewusst manche Sinne aus, strengen wir uns an, sie zu kompensieren. Für sehende Menschen ist es ein besonderes Erlebnis, die Dominanz des Sehsinnes zu mildern. Sie sind immer überrascht, was sie auf anderen sinnlichen Ebenen wahrnehmen und was für sie bislang im Verborgenen lag.

Beim Essen im Dunklen verlassen sich sehende Menschen auf den Hör-, Tast- und Geschmackssinn, um den Unterschied zwischen dem unsichtbaren Salatblatt und der nichtsichtbaren Frikadelle zu ergründen. Machen sie das regelmäßig, erkennen sie zukünftig bereits frühzeitig was sie auf dem Teller haben, den sie nicht sehen.
Somit ist meine besonders geschulte Wahrnehmung eine andere. Ich erkenne die feinen Nuancen in der Stimme, spüre die Körperhaltung und höre die Atmung meines Gegenübers. Gepaart mit meinem Sprachverständnis „lese“ ich viel aus der Wortwahl, Mimik, Gestik und Sprache. Dies befähigt mich auch in Ebenen zu arbeiten, die sonst nicht für jeden erfassbar sind.

Mit diesem Wissen lassen sich auch manche Widersprüche und Irrtümer auflösen. Zum Beispiel herrscht in der Coachingbranche die Prämisse, dass ein Coaching nur vollwertig ist, wenn Coach und Coachee sich gegenüber sitzen und in die Augen schauen. Dabei liegt es doch an der Wahrnehmungskompetenz und wie ich mein Gegenüber erlebe, höre, seine Präsenz registriere. Dabei zählt die gesteigerte Wahrnehmung viel mehr als die räumliche Nähe.

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Erstveröffentlichung und Copyright (c) 2019, Astrid Weidner.
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