Erstgespräch

Blogserie „Führen mit Hirn“ 5/6: Paraphrasierung des Erlebens

Wirkfaktor Paraphrasierung des Erlebens

Eine weitere Form der Emotionsregulation vermittelt die Sprache, mithilfe derer wir anderen einfühlendes Verständnis zeigen.[1] Die Grundannahme hierbei ist, dass die unterstützte Person die eigenen Erlebnisse in Worte fasst, um sie dem „Helfer“ verständlich zu machen. Daneben verbalisiert die helfende Person das, was sie verstanden hat, wodurch sie dem Gegenüber eine distanzierte Konfrontation mit deren Erleben ermöglicht.

Einfühlendes Verstehen können wir schon zum Ausdruck bringen, indem wir das vom Gegenüber geäußerte Erleben paraphrasieren, also in eigenen Worten wiedergeben.

Dadurch, dass die andere Person Hilfe dabei erfährt, ihre eigenen emotionalen Erfahrungen zu benennen, aktivieren sich bei ihr neurobiologische Prozesse, die den Stress und die psychische Belastung mindern. So ermöglichen wir unserem Gegenüber, deren Erfahrungen besser zu verarbeiten.

Was bedeutet das für den Führungsalltag?

Unsere Sprache formt unsere Wirklichkeit. Sprache ist dabei nicht nur ein Instrument, sondern Bote der Information, Ausdruck unserer Persönlichkeit und Brücke zum Gegenüber. Aus diesen Gründen ist gelingendes Paraphrasieren durchaus anspruchsvoll. Die meisten Menschen denken, nach passender Wortwahl hört das bewusste Sprechen auf. Es gilt, das einzelne Wort genau zu kennen und zu wissen, was es für die betreffende Person, beispielsweise für den Mitarbeiter bedeutet. Wörter sind die Bausteine, Grammatik der Bauplan unserer Sprache. Dementsprechend wollen Sätze bewusst geformt werden. Ein gelingendes Erleben der Paraphrase von Seiten unseres Gegenübers erfordert eine in sich selbst stimmige Paraphrasierung.

So ist es wichtig, auf verschiedene Kongruenzen zu achten – ob Satzform und Sprachmelodie oder Inhalt und Intonation.

Auch Artikulation, Pausensetzung und Sprechrhythmus bis hin zu Mimik und Gestik sind von Bedeutung für ein gelingendes Formen der Paraphrase.

Für weiterführende Information verweise ich Sie auf die Beiträge in der Rubrik „Sprache“ meines Blogs. Ferner führe ich Sie in meinem Seminar „Sprache formt Wirklichkeit“ gern tiefer in das Bewusste Sprechen und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Sprache ein.


[1] Diese gesamte Blogreihe steht in engem Bezug zu dem in „PERSON. Internationale Zeitschrift für Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapie und Beratung“ veröffentlichten Fachbeitrag „Wirkfaktoren personzentrierter Beziehungsgestaltung aus neurowissenschaftlicher Sicht“ des Psychologen Dipl. Psych. Michael Lux. Mehr hierzu in Teil 1 dieser Blogreihe.

Den kostenpflichtigen Beitrag finden Sie unter dem Link https://www.researchgate.net/publication/343382337_Wirkfaktoren_personzentrierter_Beziehungsgestaltung_aus_neurowissenschaftlicher_Sicht.

Den nächsten Blogeintrag zu der Serie „Führen mit Hirn“ finden Sie hier:

http://astrid-weidner.de/blog/fuehrung/blogserie-fuehren-mit-hirn-6-6-dialogische-exploration/

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