Erstgespräch

Blogserie „Einsamkeit“ 5/8: Einsamkeit vorbeugen…

… entgegenwirken und bewältigen

Die Maßnahmen gegen Einsamkeit lassen sich unterteilen in solche, die präventiv die Entstehung von Einsamkeit hemmen, und solche, die akut Abhilfe schaffen und eine Lösung herbeiführen – wobei die Wege und Methoden oft in beiden Fällen anwendbar sind. Bei der Überwindung von Einsamkeit sind zudem viele Anknüpfungspunkte zur Resilienz erkennbar.
Das oberste Gebot lautet, dem Thema Einsamkeit das Tabu zu nehmen. Oft haben Betroffene Angst davor, bloßgestellt, missverstanden oder als asozial zu gelten. Aus diesen Gründen ziehen sie sich zurück und vertrauen sich niemandem an. Es liegt daher an uns allen, das Stigma von Einsamkeit und anderen psychischen Belastungen zu entfernen und Betroffenen Wege zurück in ein gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.

Und wenn all das nicht hilft oder sich nicht nach der richtigen Herangehensweise anfühlt, ist es mutig und kein Zeichen der Schwäche, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Ein Schritt gegen Einsamkeit ist der Erwerb von Fähigkeiten und der Aufbau von Aktivitäten, die Menschen mit anderen in Kontakt bringen. So können Eltern und die Gesellschaft den Kindern diverse Fähigkeiten mit auf den Weg geben, so beispielsweise das Erlernen einer Fremdsprache, Sportart oder eines Instruments. Denn diese Dinge machen mit anderen oft mehr Spaß und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, Gemeinsamkeiten mit neuen Bekanntschaften zu finden. Sie stärken zudem die Weltoffenheit und öffnen Türen zu sozialen Räumen, wie z.B. Vereinen oder Austauschprogrammen. In eine ähnliche Richtung geht ehrenamtliches Engagement: hier kommen Menschen zwangsläufig mit anderen Menschen in Kontakt und sei es nur um in der Tafel Essen auszugeben. Helfer bekommen das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas Sinnvolles zu tun, weswegen sie Anerkennung erfahren.[1]

Weiterhin ist es essenziell, dass einsame Menschen ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung stärken. Dies kann beispielsweise mithilfe von Übungen zur Entwicklung eines positiven Weltbilds und Trainings der sozialen Kompetenz stattfinden. Ferner hilft Unterstützung zur Umdeutung des Alleinseins weg vom Unglück hin zur Chance auf Selbstentwicklung und Erholung. Im Rahmen einer (Gruppen-)Therapie gibt es professionelle Hilfe, wenn die Maßnahmen ausgereizt sind, die Betroffene alleine oder mit anderen ausprobiert haben.

Das Thema Einsamkeit ist inzwischen auch in der Politik angekommen, die dessen Dringlichkeit erkannt hat. So wurde beispielsweise in Großbritannien ein Regierungsposten gegen Einsamkeit geschaffen – die Abteilung unterstützt Projekte, die Menschen zusammenbringen. Wandergruppen, Gemeindechöre, Stadtteilzentren und Beratungsstellen, sie alle können, unter anderen, von staatlicher Hilfe profitieren.

Die Reaktionen gehen auseinander. Während die einen sagen, die Einrichtung eines solchen Postens sei überspitzt, da es sich nur um ein subjektives Gefühl handle, aus dem der Staat sich herauszuhalten habe, betonen die anderen die Negativfolgen von Einsamkeit. Zu diesen zählen unter anderem eine höhere Belastung der Gesundheitssysteme, eine Abgrenzung von anderen Menschen sowie ein damit einhergehender Verlust an Empathie und Anstieg des Misstrauens, die einen hervorragenden Nährboden für populistische Politik bilden, so Diana Kinnert, Mitglied der Bundeskommission für „Gesellschaftlichen Zusammenhalt“.[2]
So oder so ist es wichtig, dem Volksproblem Einsamkeit – persönlich bei sich oder von Seiten der Politik – Aufmerksamkeit zu schenken und sich der Wege aus der Einsamkeit bewusst zu werden.

Den nächsten Blogeintrag zu der Serie „Einsamkeit“ finden Sie hier:


[1] Heinrichs, J. (2018, 11. März). Die Entdeckung der Einsamkeit. KN-Online. https://www.kn-online.de/Nachrichten/Panorama/Die-Entdeckung-der-Einsamkeit (20.10.2020)

[2] Garling, G., Pastors, W. (2018, 1. Dezember). Bild. „Wir brauchen einen Einsamkeits-Minister!” https://www.bild.de/regional/duesseldorf/duesseldorf-regional-politik-und-wirtschaft/diana-kinnert-27-cdu-wir-brauchen-einen-einsamkeits-minister-58719430.bild.html (24.10.2020)

Erstveröffentlichung und Copyright (c) 2020, Astrid Weidner.
Alle Rechte bei der Urheberin. Nachdruck, Vervielfältigung oder Verbreitung nur mit ausdrücklicher Genehemigung der Autorin (info@astrid-weidner.de). Verlinkung ist erlaubt.
All rights reserved. Reprint, copying or distribution with author’s permission only (info@astrid-weidner.de). Linking is permitted.

Ein Greifvogel fliegt über einen Wald.

Erhalten Sie alle zwei Wochen einen Gruß aus meiner Sprachküche - kleine Anregungen zur Alltagssprache. Dazu erhalten Sie viermal im Jahr Neuigkeiten aus meinem Unternehmen – wie neue Angebote und Literaturempfehlungen.

Sprachtipps & Newsletter abonnieren