In Unternehmen hinterlässt das Phänomen Spuren. Einsamkeit kann potenziell jeden Mitarbeiter treffen, wobei Führungskräfte besonders gefährdet sind. „Je höher Manager kommen, desto einsamer werden sie“, konstatiert der Psychiater und Psychotherapeut Christian Dogs, der bereits über 150 Topmanager behandelt und beraten hat. Die Harvard Business Review beobachtet in einer Umfrage unter amerikanischen CEOs, dass sich fast die Hälfte von ihnen einsam fühle.[1] Führungskräfte treffen Entscheidungen oft weitgehend alleine. Viele trauen niemandem mehr und vertrauen sich niemandem an. Mitarbeiter besprechen aus Angst vor persönlichen Konsequenzen womöglich nichts Persönliches mit ihren Vorgesetzten. Eine – teils aktive, teils passive – Abgrenzung der Führungskraft von ihrer Belegschaft kann stattfinden. Auch denkbar ist, dass Führungskräfte dann Entscheidungen aufgrund mangelnden Feedbacks nicht ausreichend hinterfragen und einseitig fällen.
Lesen Sie hierzu auch meinen Beitrag zu Toxischem Selbstbewusstsein und mangelndem Feedback „Feedback für unternehmerischen Erfolg – Mit toxischem Selbstbewusstsein in den Abgrund“.
In Zeiten des „Corona“-bedingten Home-Office fällt außerdem das alltägliche Aufeinandertreffen der Belegschaft weg. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte zu den Mitarbeitern und Mitarbeiter untereinander trotzdem den sozialen Kontakt aufrechterhalten und pflegen. Daher heißt es, auch jenseits der fachbezogenen Zusammenarbeit ins Gespräch und in echten persönlichen Austausch zu kommen.
Einsamkeit in Unternehmen hat aufgrund seiner typischen Symptome wie Müdigkeit, Depression, Rückzug und einem negativen Welt- und Selbstbild fatale Folgen. Daher gibt es einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsleistung und auf das Verhalten den Mitmenschen gegenüber. Menschen, die sich einsam fühlen, empfinden die Welt als bedrohlich und böse und signalisieren das. Sie sind sich dessen jedoch nicht bewusst und fühlen sich als Opfer der Welt und nicht als möglicher Auslöser der Ablehnung. Sie verbreiten diese negativen Gedanken über andere Personen und die Welt „durch ihren Gesichtsausdruck, ihre Gebärden, ihre Körpersprache oder Kommentare“, so John Cacioppo, Psychologe und durchführender Wissenschaftler mehrerer umfangreicher Studien.[2] Auch über ihre Stimme übermitteln einsame Menschen diese negativen Gefühle.
Unter Einsamkeit leidende Menschen schwächen auf diese Weise womöglich die Arbeitsleistung ganzer Teams oder Abteilungen.
Den nächsten Blogeintrag zu der Serie „Einsamkeit“ finden Sie hier:
[1] Saporito, T. J. (2012, 15. Februar). It’s Time to Acknowledge CEO Loneliness. Harvard Business Review: to-acknowledge-ceo-lo (20.10.2020)
[2] Ludwig, S. (2020, 13. Januar). Einsamkeit: Die unsichtbare Gefahr. Familienservice. https://www.familienservice.de/-/einsamkeit-die-unsichtbare-gefahr-fur-unternehmen (15.10.2020)
Erstveröffentlichung und Copyright (c) 2020, Astrid Weidner.
Alle Rechte bei der Urheberin. Nachdruck, Vervielfältigung oder Verbreitung nur mit ausdrücklicher Genehemigung der Autorin (info@astrid-weidner.de). Verlinkung ist erlaubt.
All rights reserved. Reprint, copying or distribution with author’s permission only (info@astrid-weidner.de). Linking is permitted.
Erhalten Sie alle zwei Wochen einen Gruß aus meiner Sprachküche - Anregungen zur Alltagssprache. Dazu erhalten Sie viermal im Jahr Neuigkeiten aus meinem Unternehmen – wie neue Angebote und Literaturempfehlungen.
Sprachtipps & Newsletter abonnieren