Einsamkeit ist ein allumfassendes Problem, das auch vor Unternehmen keinen Halt macht – mit oft fatalen Auswirkungen. Daher stellt sich die Frage, wie Führungskräfte und Mitarbeiter eines Unternehmens Einsamkeit bei sich selbst und anderen erkennen und was sie dagegen tun können. Experten empfehlen, zu beobachten, ob eine Person selbst oder deren Kollegen auffallend wenig Kontakt zu Mitarbeitern haben, immer alleine essen, sich nie an Teamaktivitäten beteiligen oder einfach generell nicht in Erscheinung treten. Erkennt jemand Anzeichen von Einsamkeit bei einem Kollegen, ist es wichtig, zuerst mit dem Betroffenen selbst zu sprechen, Ursachen zu suchen und erst dann – sofern dies gewünscht ist – ein klärendes Teamgespräch zu führen. Andernfalls fühlt sich der Betroffene unter Umständen bloßgestellt. Darüber hinaus empfehlen Experten Führungskräften ihren Mitarbeitern Zugang zu niedrigschwelligen Hilfsangeboten zu ermöglichen, wie beispielsweise zu anonymen Internet- oder telefonischen Beratungen. Hier besprechen speziell geschulte Coaches mit den Betroffenen ihre Sorgen und Fragen und beraten sie bezüglich Möglichkeiten wie Netzwerktreffen, Workshops oder Freizeitkursen und -angeboten.[1]
Möglicherweise ergeben ursachenforschende Gespräche, dass Mitarbeiter andere Mitarbeiter ausgrenzen und so die Entstehung von Einsamkeit begünstigen. Hier liegt ein fundamentales Betriebsproblem vor, denn Teams, die andere aktiv ausgrenzen, fehlen offenbar ganz grundlegende soziale Kompetenzen wie gegenseitiger Respekt, Anerkennung und Unterstützung. Die Grenze zu Mobbing ist schnell übertreten. In solchen Fällen ist zu Beginn die Führungskraft gefragt. Sie sollte sich fragen, inwiefern ihr Führungsstil und ihre Art der Arbeitsgestaltung Konflikte begünstigen. Als Gestalter der Arbeitsverhältnisse sind Führungskräfte in Teamkonflikten nicht nur außenstehende Beobachter, sondern Teil des Ganzen. Durch falsches Verhalten können sie in erheblichem Maße zum Entstehen und zum Aufrechterhalten von toxischen Teamstrukturen und damit einhergehenden Auseinandersetzungen beitragen. Führungskräfte sollten konfliktbegünstigende Faktoren daher zuerst bei sich suchen, bevor sie das Verhalten im Team untersuchen. Häufig empfiehlt sich begleitende Unterstützung der Führungskräfte, beispielsweise durch Coachings, während sie Teamentwicklungsmaßnahmen wie Supervision, Mediation oder Team-Coachings in die Wege leiten. Alle diese Maßnahmen helfen, zukünftige Konflikte effektiver und unkomplizierter zu lösen – oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Erkennen Mitarbeiter Einsamkeit bei sich selbst, gibt es einige Maßnahmen, mithilfe derer sie ihr entgegenwirken können. Sie mögen einfach klingen, sind jedoch herausfordernd in ihrer Umsetzung. Es empfiehlt sich, dass Betroffene über ihren eigenen Schatten springen und ihre Rückzugsbereitschaft überwinden. Dann gilt es, bewusst Kontaktangebote auszusprechen, wie zum Beispiel die Kollegen nach einem gemeinsamen Mittagessen zu fragen. Zudem ist zu empfehlen, sich aktiv und regelmäßig in Gesprächen und Diskussionen der Kollegen einzubringen.
Beide dieser Initiativen wirken fördernd darauf ein, den „Draht“ zu den Menschen im professionellen Umfeld wiederherzustellen und zu festigen. Es ist wichtig, dass einsame Menschen ihren eigenen Selbstwert und ihr Selbstvertrauen stärken indem Sie beispielsweise ihre Stärken und Erfolge schriftlich festhalten. Es empfiehlt sich, dies in regelmäßigen Abständen durchzuführen.
Bei allen Maßnahmen ist Geduld und Ausdauer gefragt. Die Auswirkungen Ihrer positiven Veränderungen werden sich erst nach und nach bei einsamen Menschen selbst und ihren Kollegen zeigen.[2]
Hilfreiche weiterführende Informationen sind in folgenden Artikeln der „Karrierebibel“ zu finden:
Einsamkeit bei Führungskräften selbst sei immer noch ein Tabu-Thema, so Christian Dogs, ein Psychiater und Psychotherapeut, dessen Beratung schon über 150 Topmanager in Anspruch genommen haben.
Er rät Managern davon ab, öffentlich über Einsamkeit zu reden. Das System verzeihe keine Schwäche – „sowohl innerhalb der Konzerne als auch in der Öffentlichkeit“. Stattdessen sei es wichtig, sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu holen und „den Alltag bewusst zu verlangsamen, Geschwindigkeit und Druck rauszunehmen“, um die Rahmenbedingungen für eine intensive Auseinandersetzung mit dem emotionalen Zustand und ungeklärten Konflikten zu schaffen. Schon kleine Veränderungen helfen dem Gehirn, sich in der Reizarmut zu erholen. Möglichkeiten hierfür seien das vorübergehende Abschalten aller Geräte oder beim Treppensteigen und Spazierengehen nicht abzukürzen. Zudem sei es von Bedeutung, sich statt Erfolg und Status die „wirklich wichtigen Dinge zu vergegenwärtigen“, da ein stabiles, ausgewogenes Umfeld die beste Prophylaxe gegen Einsamkeit sei.[3]
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Einsamkeit in Unternehmen fatale Auswirkungen auf die Arbeitsleistung haben kann. Um dies zu verhindern, können Führungskräfte Einsamkeit mithilfe einfach erreichbarer Hilfsangebote und frühzeitiger Erkennung entgegenwirken und sie abschwächen. Ferner ist es wichtig, dass Mitarbeiter oder Führungskräfte, die Anzeichen für Einsamkeit bei anderen erkennen, klärende Gespräche zuerst mit den Betroffenen selbst führen, bevor sie das ganze Team in den Prozess einbinden. Erkennen Betroffene Einsamkeit hingegen bei sich selbst, sollten sie sich aktiv in Gespräche und Aktivitäten ihrer Kollegen einbringen, ihren Alltag entschleunigen und versuchen, ihren Selbstwert zu festigen. Gegebenenfalls können sie sich auch professionelle Hilfe holen, wenn die anderen Maßnahmen nicht ausreichend sind.
Es gilt noch hervorzuheben, dass die Aufrechterhaltung persönlicher Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Führungskräften neben der professionellen Zusammenarbeit in Zeiten der COVID-19-Pandemie besondere Bedeutung innehat. Selbst, wenn es sich nur um eine kurze Nachfrage nach Befinden und Neuigkeiten handelt, können Führungskräfte und Mitarbeiter so der Entstehung von Einsamkeit entgegenwirken.
[1] Rassek, A. (2020, 22. September). Einsamkeit im Job: Ursachen und Bewältigung. Karrierebibel. https://karrierebibel.de/einsamkeit-im-job/ (20.10.2020)
[2] Siehe Anmerkung 18
[3] https://www.zeit.de/arbeit/2019-12/management-fuehrungsposition-mitarbeiter-isolation-psyche-christan-dogs
Erstveröffentlichung und Copyright (c) 2020, Astrid Weidner.
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