Erstgespräch

Blogserie „aber“ 1/5: Katalysator für Konflikt und Rebellion

Viele Menschen verwenden das Wort aber zur besonderen Betonung missbräuchlich. Selbst wenn sie es korrekt verwenden, machen sie oft alles zunichte, was sie zuvor gesagt haben und provozieren Ablehnung. Was hat es mit diesem Wörtchen auf sich?

Zum Verständnis der Wirkungsweise von aber ist es hilfreich, sich der Herkunft des Wortes bewusst zu sein: Aber hat seine Wurzeln im Wörtchen ab. Dieses bedeutet unter anderem losgelöst, abgetrennt, weg, fort oder seit.[1] Aber entwickelte sich aus ab als verselbstständigte Komparativbildung. Der Komparativ ist die Steigerungsform eines Wortes. Zum Beispiel wird „schön“ zu „schöner“ und eben „ab“ zu „aber“.

Daraus abgeleitet bedeutete aber zuerst „nach“, „nachher“ und später „noch einmal“ –zum Beispiel als „abermals“ oder „abertausendfach“. Schließlich entwickelte sich der Ausdruck der Wiederholung zum Ausdruck eines Gegensatzes. Die ursprünglich spaltende und abtrennende Bedeutung von ab schwingt bis heute in aber mit.

Eine der wenigen Verwendungen, bei denen die (ab-)spaltende Bedeutung von aber seine Berechtigung hat und sinnvollerweise Anwendung findet, ist die Pubertät. Teenager sind auf dem Weg, sich von ihrem Elternhaus abzulösen. Dabei brauchen sie das Wort als Ausdruck der Verselbstständigung. „Ich habe aber keine Lust!!!“, „Ich will aber nicht!“ oder „Ist mir aber egal.“ sind nur einige Beispielsätze, die Eltern oft hören.

Bei Jugendlichen mag aber angebracht und im Ablösungsprozess hilfreich sein, doch viele Erwachsene bleiben sprachlich in dieser Phase der Rebellion stecken. Bei ihnen verkehrt sich die gesunde ablösende Funktion in eine ungesunde Aggression und Rebellion.[2]

So gewinnt mit aber jede Situation an Konfliktpotenzial dazu.

Wie sich dies konkret äußert und wie Menschen aber verwenden, lesen Sie im nächsten Beitrag.

 

[1] Vgl. „ab“ auf Duden online: https://www.duden.de/node/12044/revision/12071 [04.11.21].

[2] Den Gedanken der Rebellion als Überbleibsel aus alten Zeiten greift Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf in ihrem Buch „In der Sprache liegt die Kraft – Klar reden, besser leben.“ auf S. 159 auf. München: Herder, 2018.

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