Erstgespräch

Blogserie „Stress durch die Füllwörter der Hetze“ 1/3

Ich unterschreibe mal kurz den Jahresabschluss“

– Stress durch die Füllwörter der Hetze

„Ich hab‘ mal kurz eine Frage.“ „Machen Sie das bitte noch schnell fertig.“ „Ich gehe noch mal kurz zum Controlling.“ Mit Füllwörtern holen sich Menschen besonders tückische Stressoren und alltäglichen Ballast ins Leben. Was sind sie genau?

Füllwörter sind überflüssige Komponenten in einem Satz. Sie überfüllen einen vollständigen, aussagekräftigen Satz mit einer Information, die hier weder hingehört noch hinpasst.

Grundsätzlich kann ein Sprecher jedes Wort seines Wortschatzes zu einem Füllwort degradieren und entwerten. Er tut dies, indem er ein beliebiges Wort zum persönlichen Modewort erhebt und überall einsetzt, wo es ihm gerade passt. Völlig einerlei, ob das Wort dort hingehört oder nicht. Ist ein Modewort nur eine schlechte Gewohnheit einer einzelnen Person, empfinden andere das als lästig. Übernehmen Andere eine solche Gewohnheit, nimmt die bewusste Wahrnehmung der Nebenwirkungen ab.

Wörter wie grad, g‘schwind, kurz, mal, eben oder schnell lassen sich als „Füllwörter der Hetze“ beschreiben. Sie finden überall Einsatz und so gut wie alle gebrauchen sie. Daher haben wir verlernt, diese Last des alltäglichen Sprachgebrauchs zu erkennen und deutlich zu spüren.

Sprecher setzen diese kleinen Wörtchen mit guten Absichten ein. Sie wollen zugewandt, gefällig, zurückhaltend und unaufdringlich wirken. Glücklicherweise sind die meisten Menschen gewillt und in der Lage, diese guten Absichten zu erkennen und zu würdigen.

Wir alle haben gelernt, solche Sätze in diesem Sinne wohlwollend zu übersetzen. Daher richten sie im Allgemeinen nur geringen Schaden an. Unter der Oberfläche der freundlichen Übersetzung entfalten die Füllwörter dennoch ihre Kraft. Aufgrund ihrer tagtäglich vielfachen Anwendung bauen sie in uns eine untergründige Dauerbelastung auf.

Warum uns diese scheinbaren Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten so stressen, erfahren Sie im nächsten Beitrag.

 

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