Der unreflektierte Gebrauch von man hat eine starke Wirkung. Häufig untergräbt dieses Wörtchen das Bild, das andere vom Sprecher haben.
Man-Sager wirken oft unsicher und inkompetent.[1] Sie zeigen zu wenig Mut, eine eigene Ansicht zu haben und diese selbstbewusst zu vertreten. Sie scheuen sich, eine klare Position zu beziehen und dafür einzustehen. Wer fühlt sich zur Regeleinhaltung aufgefordert, wenn ein Arbeitskollege sagt, „In unserer Abteilung handhabt man das so.“?
Man verhindert eine konstruktive Verantwortungsübernahme. Denn häufig bleibt offen, wer die Handelnden sind oder sein sollen. In vielen Situationen führt eine solche Aussage daher nicht zum gewünschten Ergebnis. Meine Kinder fühlten sich jedenfalls nicht zur Mitarbeit aufgefordert, wenn ich sagte: „Man muss noch den Müll rausbringen.“ Und sagt jemand empört, „Das hat man mir nicht gesagt.“, sieht sich keiner der Angesprochenen als zuständig. Denn man kann für alles und jeden stehen und somit in der Konsequenz für niemanden.
Hinter man verstecken Sprecher also nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Verantwortlichkeiten klar zu benennen, ist in Sätzen mit man nur mit viel Aufwand möglich.
Im nächsten Beitrag erfahren Sie, wie „man“ den Weg von Übergriffigkeiten bis hin zu Mobbing ebnet.
[1] Vgl. ebd.
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