Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Der jüdische Philologe Viktor Klemperer analysierte mit wissenschaftlicher Sorgfalt die Sprache des Nationalsozialismus. 1947 veröffentlichte er seine Beobachtungen unter dem Titel LTI – Notizbuch eines Philologen. [1] LTI steht für Lingua Tertii Imperii – „Sprache des Dritten Reiches“ und imitiert bewusst den Stil der von Kürzeln geprägten NS-Sprache.
„Jede Sprache, die sich frei betätigen darf, dient allen menschlichen Bedürfnissen, sie dient der Vernunft wie dem Gefühl, sie ist Mitteilung und Gespräch, Selbstgespräch und Gebet, Bitte, Befehl und Beschwörung. […] Die LTI ist ganz darauf gerichtet, den Einzelnen um sein individuelles Wesen zu bringen, ihn als Persönlichkeit zu betäuben, ihn zum gedanken- und willenlosen Stück einer […] getriebenen und gehetzten Herde […] zu machen. Die LTI ist die Sprache des Massenfanatismus.“[2]
80 Jahre Frieden bedeuten Verantwortung. Wachsamkeit ist das Gebot der Stunde – auch und gerade im Gebrauch der Sprache.
[1] Klemperer, Viktor: LTI. Notizbuch eines Philologen. Aufbau-Verlag, Berlin 1947
[2] Klemperer, Viktor: LTI. Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Stuttgart 2024, S. 33
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