„Ich bin mir ziemlich sicher.“
„Wir warten schon ziemlich lang auf den Kunden.“
„Sie arbeiten an einem ziemlich spannenden Projekt!“
Ziemlich stammt vom Verb ziemen, was „sich fügen, passen“ bedeutet. Die ursprüngliche Bedeutung von ziemlich ist, „was sich ziemt“, im Sinne von, was sich gehört und gut gesittet ist.[1] Inzwischen setzen Sprecher es ein, um etwas zu beschreiben als „in verhältnismäßig hohem, großem, reichlichem o. ä. Maße“.[2]
Im Alltag verwenden viele Menschen ziemlich, um eine Eigenschaft hervorzuheben. Obwohl ziemlich etwas verstärken soll, erzeugt es oft einen Widerspruch und stellt die Botschaft infrage. Anstelle einer konkreten Aussage sorgt es außerdem für schwammige Informationen. Ein hervorragendes Projekt wird „ziemlich gut“. Eine vierstündige Pause wird „ziemlich lang“.
Tipp
Lassen Sie ziemlich ersatzlos weg. Machen Sie sich vor dem Sprechen ernsthafte Gedanken darüber, was sich ziemt – und sagen Sie nur das.
Alternative Formulierungen
„Ich bin mir fast sicher.“
„Wir warten schon lang auf den Kunden. Sollen wir ihn anrufen?“
„Sie arbeiten an einem spannenden Projekt. Wollen Sie mir mehr erzählen?“
Lassen Sie die gesprochene Sprache wie Musik in Ihren Ohren klingen.
Die Idee für dieses Sprachthema stammt aus: Scheurl-Defersdorf, Mechthild R. von: Sprachkarten. Denkmuster aktiv wandeln, Erlangen: Lingva Eterna Verlag, 2006.
[1] Vgl. „ziemlich“ in: Duden – Das Herkunftswörterbuch. Bibliographisches Institut 2014. S. 945.
[2] Vgl. „ziemlich“ auf Duden online: https://www.duden.de/node/210919/revision/1251903
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