Wie wir uns selbst unter Druck setzen
„Ich muss jetzt nach Hause gehen.“
„Ich muss den Ablauf mit Frau Zimmermann besprechen.“
„Ich muss den Entwurf abgeben.“
Mit „ich muss“ bringt ein Sprecher zum Ausdruck, dass er einer Verpflichtung, einem Zwang, bzw. etwas zwangsläufig Notwendigem[1] unterliegt. Im Alltag gebrauchen viele Sprecher „ich muss“ für die Beschreibung von anstehenden Handlungen. Dieser Gebrauch ist in der Regel falsch.
Mit „ich muss“ schaffen sich Sprecher eine zusätzliche Hürde. Diese macht das Erledigen von Aufgaben unnötig schwer. Im Inneren baut sich ein Widerstand auf, auch gegen Dinge, die nur wenig Aufwand oder sogar Freude bereiten.
Zudem macht „ich muss“ Sprecher unglaubwürdig. Der Kollege, der sagt, dass er jetzt nach Hause gehen muss, ist oft der letzte, der das Büro verlässt.
Langfristig steigert der häufige Gebrauch von „ich muss“ Stress und Anspannung und führt zu Überforderung. Dabei ist es einerlei, ob der Zwang von außen oder innen kommt. Die verheerende Wirkung beruht in der scheinbaren Alternativlosigkeit, mit der eine Sache geschehen soll.
Tipp:
Werden Sie sich darüber bewusst, dass Sie Wahlmöglichkeiten haben. Geben Sie sich selbst den Raum zur Gestaltung ihres Tuns. Reduzieren Sie Druck, indem Sie ihre nächste Handlung klar benennen. Holen Sie das Verb nach vorn und lassen Sie „muss“ weg.
Alternative Formulierungen:
„Ich gehe jetzt nach Hause.“
„Ich bespreche jetzt den Ablauf mit Frau Zimmermann.“
„Als nächstes gebe ich den Entwurf ab.“
Lassen sie die gesprochene Sprache wie Musik in Ihren Ohren klingen!
[1] Vgl. müssen auf Duden online. [28.06.2024]
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